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Technik Praxis - Ersatzteile und die Beschaffung


Nachfolgend sind die am häufigsten zu ersetzenden Teile bei der Reparatur/Restauration einer Taschenuhr aufgelistet. Für den Uhrmacher ist es selbstverständlich kein Problem, das eine oder andere Teil notfalls auch selber anzufertigen oder passend zu machen, dem Laienschrauber aber sind sehr schnell Grenzen gesetzt und wenn ein Teil nicht wirklich passt dann ist die Uhr schnell vermurkst.

>Gläser
>Zifferblätter/Zeiger
>Werksteile
>Federn

Gläser
Sehr oft ist auf einer Taschenuhr ein Plastikglas oder ein zerkratztes Mineralglas aufgesetzt. Plastikgläser sind vielfach hässlich gewölbt und passen nicht richtig zum Gehäuse oder sie sind vergilbt und das weisse Zifferblatt kommt überhaupt nicht richtig zur Geltung. Mineralgläser sind oft zerkratzt oder haben kleine Ausbrüche an den Rändern. Das Austauschen von Gläsern ist also in sehr vielen Fällen ein Muss und auch eine Möglichkeit, der Taschenuhr mit wenigen Handgriffen ein wesentlich schöneres Aussehen zu geben.

Die Beschaffung von Mineralgläsern scheint zwar auf den ersten Blick einfach, ist es aber leider nicht. Zwar werden z.B. bei eBay sehr viele sogenannte Lot oder Konvolute an Mineralgläser angeboten, meistens sind es aber genau die Grössen die man am wenigsten braucht oder die Gläser sind von minderwertiger Qualität.

Die Grössen der Gläser werden in 1/10 Millimeter-Schritten angegeben. Gut zu wissen, dass selbst innerhalb eines 1/10 Millimeters ein Glas nicht unbedingt optimal passt, sprich man braucht in der Regel pro 1/10 Millimeter mehrere Gläser um ein exakt passendes zu finden. Selbstverständlich sind die Glasringe keineswegs normiert, so dass man genau das Glas das man gerade braucht natürlich nicht vorrätig hat. Fazit - von den gebräuchlichsten Grössen muss eine rechte Anzahl Gläser gekauft werden. Der Haken - genau diese Grössen sind sehr selten zu finden (es handelt sich bei 'normalen' Taschenuhren um die Grössen ab 400 bis ca. 430). Speziell kritisch sind die Grössen um 410 bis 420, sie sind nur selten in guter Qualität zu bekommen)

Zu grosse Gläser, und wenn es nur 1/10 zu gross ist, sollte man keinesfalls versuchen in den Glasring zu würgen da dies meistens mit einer Absplitterung am Glasrand endet.

Noch schwieriger ist es bei den Savonette-Gläsern. Diese sind dermassen hauchdünn, dass sie bei der geringsten falschen Bewegung zerbrechen. Das Lager sollte also noch entsprechend umfangreicher sein wenn man mit diesem Uhrentyp zu tun hat.

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Zifferblätter und Zeiger
Zifferblätter und Zeiger sind sozusagen das Gesicht der Uhr. Zifferblätter mit Haarrissen, Ausbrüchen und/oder Flickstellen sind ebenso häufig wie falsche, fehlende und/oder unpassende Zeiger.

Auch hier scheint es auf den ersten Blick einfach, vor allem bei einer Allerweltsuhr, ein besseres Zifferblatt oder passende Zeiger zu finden. Auch hier ist es aber alles andere als das.

Zifferblätter
Grundsätzlich sollte ein Ersatzzifferblatt natürlich dem Originalen in Bezug auf die Beschriftung und Gestaltung möglichst nahe kommen. Es gibt verschiedene Merkale, die dem Alter der Uhr entsprechen und demzufolge das Gesamtbild Uhr völlig zerstört wird, wenn ein Zifferblatt aus einer anderen Epoche aufgesetzt wird (vergl. dazu >Bestimmung des Alters einer Taschenuhr)

Zifferblätter müssen vor allem auch von der Grösse her passen. Da sind Zeigerwellen die möglichst genau in der Mitte des entsprechenden Lochs sein sollten, ausserdem haben die meisten Zifferblätter Kupferfüsse und diese müssen möglichst exakt in die dafür vorhandenen Bohrungen in der Platine passen. Natürlich sind diese Bohrungen bei fast jeder Platine um einige Millimeter anders angelegt. Es ist durchaus möglich die Grösse eines Zifferblattes etwas zu verkleinern oder die Position dieser Füsse zu ändern, wobei wir aber wieder beim Thema 'Grenzen der Laienschrauber' wären.

Zeiger
Genau wie das Zifferblatt, spiegeln auch die Zeiger entsprechende Epochen wieder. Zeiger sind vielfach aber auch Geschmackssache. Es gibt kaum Regeln für Zeiger und trotzdem hat man manchmal das Gefühl, der Uhrmacher welcher der Uhr neue Zeiger verpasste, hätte diejenigen verwendet die er grade zufällig in seiner obersten Schublade fand.

Zeiger müssen also in Farbe und Form stimmen. Ferner ist es auch wichtig, dass die Zeiger die richtige Länge haben. Zu kurze oder zu lange Zeiger können den Gesamteindruck der Uhr ruinieren. Leztendlich müssen die Zeiger mit einem Presssitz auf die entsprechenden Wellen aufgedrückt werden und demzufolge sollte auch der Lochdurchmesser eingermassen stimmen. Man kann allerdings den Lochdurchmesser minim verändern. Vergrössern geht einfacher, durch aufreiben, verkleinern ist schwieriger und braucht entsprechendes Werkzeug. Fazit: Obwohl sauteuer kann man nie genug Zeiger haben denn man braucht sie immer wieder und auch hier haben sich die meisten Hersteller an keinerlei Norm gehalten.

Der >Geschichte der Zeiger ist übrigens ein eigenes Kapitel gewidmet.

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Werksteile
Schwingungssystem
Wenn es ein Werksteil der Uhr gibt, das als das meist defekte bezeichnet werden muss, so ist es wohl die Unruhwelle. Arbeiten am Schwingungssystem, sprich Unruh mit Unruhreif, Unruhwelle und Spirale erfordern schon ein hohen Mass an Wissen und Fertigkeit und natürlich auch das richtige Werkzeug. Es hat also wenig Sinn, über die Beschaffung dieser Teile zu referieren, da die meisten Laien bei solchen Defekten die Uhr zum Fachmann bringen werden. Es gibt hin und wieder bei eBay Auktionen mit solchen Teilen. Dazu muss man wissen, dass diese Teile zunächst auf den Hundertstelsmillimeter ausgemessen werden müssen. Stimmt einer der Werte beim Ersatzteil nicht, so wird die Uhr nie laufen können. Dasselbe gilt auch für den Rest der Hemmung, den Anker. Ebenfalls Gültigkeit haben obige Aussagen für Uhren mit Zylinder- oder anderen Hemmungen.

Aufzug/Räderwerk
Ungleich grösser sind die Chancen, ein passendes Ersatzrad zu finden und dieses auch erfolgreich ersetzen zu können. Allzugrosser Optimismus ist allerdings auch hier nicht angebracht. Nebst genauem Umfang, der Anzahl Zähne und der Stärke müssen hier natürlich auch Welle und Zapfen stimmen. Etwas einfacher kann die Suche es bei Kron- und Sperrad sein.

Schrauben
Ersatzschrauben sind wohl das am einfachsten zu findende Ersatzteil. Auch hier gibt es diverse Tücken. So ist z.B. darauf zu achten, dass es für gewisse Befestigungen linksdrehende Schrauben braucht (vielfach beim Sperrad). Sehr Wichtig ist die exakte Länge der Schraube. Gleich aussehende Schrauben können sich um ein paar Hundertstel in der Länge unterscheiden und wenn die Schraube zu lang ist, kann sie irgendetwas blockieren oder z.B. vom Werk her auf das Zifferblatt drücken und dieses im Schlimmsten Fall zerstören.

Brücken und Kloben
Bei Brücken und Kloben müssen nebst der der genauen Grösse, die Löcher für die Fixierstifte und die Schrauben stimmen.

Aber...
Man sollte sich durch diese Ausführungen nicht entmutigt fühlen, es ist aber doch wichtig zu wissen, dass man nicht einfach ein paar ausgediente Werke zusammenkaufen kann, in der Meinung man hätte jetzt ein Ersatzteillager und könnte jederzeit ein passendes Teil finden. In der früheren Uhrmacherei war, ich hab es bereits erwähnt - Normierung offensichtlich ein Fremdwort.

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Federn
Ein Defekt, der ebenfalls bei vielen Uhren anzutreffen ist, ist eine gebrochene Aufzugsfeder. Solche Federn sind momentan noch sehr gut erhältlich. Bei eBay oder auch auf Uhrenbörsen etc. werden immer wieder ganze Konvolute von Aufzugsfedern angeboten. Auch hier ist eine Vermessung der alten Feder unerlässlich. Gemessen wird die Länge, die Breite und die Stärke der Feder. Anders als bei den meisten Werksteilen kann hier schlimmstenfalls auch eine Feder verbaut werden deren Masse nicht hundert Prozent übereinstimmen. Dies wird allerdings nicht empfohlen, da zwangsläufig die Laufzeit und/oder Genauigkeit der Uhr beeinträchtigt werden.

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